Chronik der TSG Bad König Fußball

Am 13. Januar 1913,  also dem Vorabend des 1. Weltkrieges, versammelten sich im „Schönberger Hof“ zunächst 12 Fußballbegeisterte und gründeten den „Fußballklub Germania König“, welcher  lange Jahre als eigenständiger, kontinuierlich wachsender Verein existierte, sich erst 1935 der TSG anschloss und dann auch deren Vereinsfarben Blau-Weiß übernahm. 50 Reichspfennige betrug damals ein Vierteljahresbeitrag. Die Anlaufphase gestaltete sich schwierig, hatte man doch keinerlei organisatorische bzw. spielerische Erfahrung. Die finanzielle Ausstattung war dürftig. Das karge Vereinsvermögen reichte gerade mal zum Ankauf von schwarz-grünen Trikots mit weißen Hosen. Stutzen waren im Etat schon nicht mehr enthalten. Immerhin erwarben die Herren laut Protokollbuch eine eigene Trillerpfeife.

Der Krieg ließ das zarte Pflänzchen zunächst völlig verkümmern. Erst 1921 konnte man wieder an eine Fortsetzung des Übungs- und Spielbetriebs denken. Die wackeren Sportler waren echte Wandervögel und kickten je nach Möglichkeiten und Wetter mal am Wiesacker, auf den Grohwiesen, bei der Dreschhalle oder auch neben dem Weilbach auf jeweils naturgewachsenem, unebenem, von Hand gemähtem Untergrund. Hierzu mussten auch die durchgebogenen, hölzernen Torstangen jeweils von Menschenkraft bewegt und immer wieder neu eingegraben werden. (Stellen wir uns doch bitte ähnliche Bedingungen bei der heutigen Anspruchshaltung vor). Eine feste Verbandsrunde gab es ebenso wenig wie Klasseneinteilungen. In loser Folge spielten wir so gegen die übrigen damaligen Odenwälder Clubs aus Beerfelden, Erbach, Höchst, Michelstadt und Steinbach. Mangels genügender eigener Masse dehnte man das Einzugsgebiet deshalb später auch auf Mannschaften des Kreises Dieburg aus. Und das alles zu Fuß, per Fahrrad ohne Gangschaltung, Pferdefuhrwerk, sowie bei großem Glück auch mal als Sozius auf einem Motorrad oder der Pritsche eines Automobils – verschwitzt, kaputt und ungeduscht.

1923 endlich konnte unter großer Energieleistung aller Mitglieder der kleine Platz am Erlenbrunnen nach Rodung und Wurzelentfernung mit einem Eröffnungsspiel gegen die Reservemannschaft des FC Mainz 05 eingeweiht werden. Ein Akteur der Rheinländer blieb danach als Spielertrainer in König und verhalf somit der noch jungen Sportart zu einer ersten Blüte.

Während des 2. Weltkrieges ruhte der Spielbetrieb notgedrungen abermals fast ganz, und erst 1946 sammelte Dr. Kurt Wolf die verbliebenen Fußballbegeisterten wieder auf dem verwahrlosten, bei Regen oft überfluteten, noch völlig unpräparierten Platz im Wiesengrund, wo von 1930 an gekickt worden war. (Die Sportschuhe stammten damals übrigens aus der Wolfschen „Polo-Schuhfabrik“ in Erbach).

In unzähligen Arbeitseinsätzen konnte 1952/53 zunächst die kleine Turnhalle als wetterunabhängige Übungsstätte für alle TSGler errichtet werden, und ab 1955 entstand an gleicher Stelle wie das alte Spielfeld nach Höherlegung des nassen Geländes eine neue Grasfläche. Das Material hierfür stammte u.a. aus dem Schwemmgut des damaligen Jahrhunderthochwassers der Kimbach. Immer wieder gab es unschöne Verletzungen, weil ständig Steine und Schotter des groben Unterbaus nach oben kamen. Erst nach kontinuierlichem  Asche- und Ziegelmehlauftrag konnte man dieses Problem lösen und verwandelte den Rasen- zum heute noch benutzten Hartplatz. Als Notlösung bis zur endgültigen Fertigstellung 1958 spielten die Kinnischer westlich des sog. Krebsgrabens und der heutigen B 45 gegenüber der Mümlinganlage. Die fast auf Grundwasserniveau befindliche Talsohle war aber dermaßen nass, dass als Ausweichmöglichkeit zeitweise wieder die Waldlichtung beim Erlenbrunnen dienen musste.

1956 zunächst stellvertretend und ab 1957 ganz übernahm unser sehr verdienstvoller Günter Reichl die Spartenleitung von Josef Mayer. Ganze 25 Jahre lang betätigte er sich als Vorsitzender, Spieler, Trainer, Organisator, Betreuer und Bauarbeiter; eine bemerkenswerte Leistung. In seiner Ära wurde zusammen mit dem unermüdlichen Georg Maiwald nun auch die Jugendarbeit systematisiert, so dass ständig ein gutes Nachwuchspolster für den Aufbau der Seniorenmannschaften zur Verfügung stand. Trainer wie Heinrich Hofmann, Maiwald und Reichl selbst, Adam Mengler, Hans-Peter Haas etc. bürgten hier für Qualität und Engagement. In den Siebzigern des letzten Jahrhunderts waren unsere Jugendteams die anerkannt besten im gesamten Spielkreis. Durch alle Jubiläumsberichte zog sich aber auch schon damals die Klage über mangelnde Leistungskonstanz. Es gelang einfach nicht, aus diesem großen Reservoir ebenso erfolgreiche Seniorenteams zu formen. Der Schwund zu anderen, höherklassigen, zahlenden Vereinen oder durch Interessenwechsel der jungen Leute war und ist leider sehr groß.

In heißen Kämpfen (Auswechselspieler gab es noch nicht) durchliefen und durchlitten die Königer alle Höhen und Tiefen zwischen A- und C-Klasse, wobei die damalige „A-Klasse Ost“ in ihren Grenzen der heutigen „Kreisoberliga Dieburg-Odenwald“ entsprach. Noch weitgehend ohne Konkurrenz durch andere Freizeitangebote und Ablenkungen, war lokaler Fußball  zusammen mit Feldhandball   d a s   Wochenendereignis im Odenwald, und so fanden sich z.B. bei einem denkwürdigen – aber leider verlorenen – Abstiegsspiel 1970 gegen Vielbrunn in der B-Klasse 700 zahlende Zuschauer (!) ein. Das macht uns heute vor Neid blass. Immerhin gelang es den TSG-Fußballern aber damals oft, in der Kreisklasse A ganz vorn mit zu spielen, und Namen wie Fritz Orth, Maiwald, Rudi Bertow, Wilfried Lehr, Jochen Melchior, Ernst Dittrich, Karl Streichsbier oder Georg Back sorgten jahrelang für Qualität sowohl von Spieler- als auch Trainerseite.

In Reichls Zeit fielen noch andere wesentliche Daten:  die in weitgehender Eigenhilfe unter maßgeblicher fußballerischer Beteiligung 1968-71 erbaute große Sporthalle samt Umkleidekabinen und Versorgungsräumen sowie Einweihung des neuen, drainierten Rasenplatzes mit 400 Meter-Bahn 1978 anlässlich eines Spieles gegen Wormatia Worms.

1982 übernahm Fritz Dingeldein von ihm die Spartenleitung und gab diese 1987 an Peter Berres weiter. Ab 1993 setzten sich unsere Jungs unter ihrem Coach und früheren Torwart Rudi Knobloch endgültig in der A-Liga fest. Die Blütezeit der Fußballer aber begann 1996 mit dem Aufstieg in die damalige Bezirksliga Ost (heute Kreisoberliga) mit Wolfgang Pistauer als Trainer. Endlich griff auch die gute Jugendarbeit, etliche Nachwuchsakteure setzten ihr Talent gut um,  blieben hier und schafften den Sprung in die 1. Mannschaft. Unter Erich Gerbig wurde die TSG  im Jahr 2000 sogar Meister. Dieser viel bejubelte und unerwartete Ausflug in die Bezirksoberliga (heute Gruppenliga) blieb jedoch erwartungsgemäß nur ein immer wieder von Zeitzeugen wehmütig geschildertes, kurzes Intermezzo. Die Luft da oben war und ist ohne die sonst fast überall selbstverständlichen Großsponsoren und Finanzspritzen einfach zu dünn für uns. Eine lange Verletzungsserie tat ihr Übriges dazu. Immerhin revanchierten wir uns mit dem dreimaligen Gewinn des Kreispokals hinter einander  von 2003 – 2005 und die Moral war so gut, dass wir nicht nach unten durch gereicht wurden, wie es anderen namhaften Clubs nach Abstieg und  Ausfall von Gönnern oft blüht.

Als Spielertrainer der 1. Seniorenmannschaft nach dem Weggang von Gerbig arbeitete bis 2006 Axel Wolf. Er gab das Zepter wieder an Gerbig zurück, den kurzeitig noch das Gespann Ernst Dittrich/Gerald Sennert unterstützte. Für eine halbe Saison war dann Patrick Schüler aus Radheim hier tätig. Er wurde von Drago Cutura gefolgt, welcher die TSG aus dem Tabellenkeller der A-Klasse zum Aufstieg in die Kreisoberliga führte, dabei teilweise selbst mit kickte und heute noch sehr routiniert in der 1b spielt. Drago wurde auf eigenen Wunsch  nach dem Wiederabstieg in der Saison 2012/13 von unserem Eigengewächs Sven Koch als Spielertrainer abgelöst. Sven war schon in höheren Ligen eingesetzt und bringt  als gelernter Physiotherapeut alle Voraussetzungen für eine qualifizierte, moderne Trainings- und Mannschaftsführung mit. Immerhin spielt die 1a unter ihm bei Redaktionsschluss mit einer noch sehr jungen, entwicklungsfähigen Mannschaft wieder um den Aufstieg in die Kreisoberliga. Allerdings besteht leider ein Nachschubproblem aus den eigenen Reihen, weil erst ab der C-Jugend wieder geeignete eigene Sportler zur Verfügung stehen.

Im Zeitraffer seien im Folgenden die Klassenzugehörigkeiten zunächst unserer 1. Seniorenmannschaft in den letzten knapp 30 Jahren nochmals chronologisch aufgezählt: 1984-89 B-Klasse Odenwald, 89/90 C-Klasse, 90-93 B-Klasse (ab 1990 Kreisliga B Odenwald genannt), 1993-96 Kreisliga A Odenwald, 1996-2000 Bezirksliga Ost Darmstadt, 2000/01 Bezirksoberliga, 2001-06 Bezirksliga Ost, 2006-10 Kreisklasse A Odenwald, 2010-2012 Kreisoberliga, seit 2012 wieder Kreisliga A Odenwald.

Die Königer 1b-Mannschaft spielte – wie es früher üblich war – bis 2000 als reine Reservemannschaft gegen die zweiten Garnituren der jeweiligen 1a-Gegner. Ab 2001 erfolgte dann eine erste offizielle Klasseneinteilung mit Start für alle Teams in der damals untersten Liga: 2001-06 C-Liga Odenwald, 2006-11 B-Liga, 2011-12 C-Liga, 2012 direkter Wiederaufstieg in die B-Liga, in der sie sich unter ihrem Coach Costa Zarbalis und Assistent Toni Angelov derzeit mühsam zu etablieren sucht. Seit neuem gibt es als tiefste Klasse auch noch eine D-Liga Odenwald, mit der wir zum Glück im Augenblick nichts zu tun haben.

Zum Jahresbeginn 1995 wurde auch der Versuch einer Damenmannschaft gewagt. Nach einem Schnupperkurs bei Turnieren nahm diese unter ihren Trainern Matthias Schwinn und Werner Koch ab September an der Verbandsrunde teil. Das Experiment scheiterte jedoch schon 1996; die Riege löste sich leider wieder auf.

Eine erneute Blütezeit erlebte die Jugendarbeit um die Jahrtausendwende. Unsere A-Junioren spielten unter Mitwirkung etlicher Mümling-Grumbacher immer sehr gut oben mit, die B-Jugend schaffte 2003 in einer Spielgemeinschaft mit dem SSV Brensbach immerhin den Sprung in die Bezirksklasse, die bis Bensheim und Bürstadt reichte. Leider wurde sie damals mitten in der Saison wegen vieler Langzeitsperren und –verletzten, auf einem Abstiegsplatz liegend abgemeldet, was zu einem heute noch spürbaren, dauerhaften Weggang etlicher sehr taltentierter Nachwuchsspieler führte. Die C-Jugend war ganz vorn dabei, die D-Jugend errang sowohl Kreismeister- als auch Pokaltitel, unsere E1 wurde sogar Bezirksmeister.  Für ständigen Nachschub sorgte hierbei von 1990 bis 2003 auch der unvergessene Brite David Mc Ardle, welcher als Erzieher am hiesigen Kindergarten und Kindergottesdiensthelfer ganze Jahrgänge rekrutierte. Hiervon zehren wir teilweise immer noch. David kommt in der Osterzeit jährlich von der Insel herüber, um „seine“ Jungs kicken zu sehen.

Das Amt des Jugendleiters ging in den letzten Jahren bei zunächst jeweils etwa dreijährigem Turnus von Werner Koch über Andreas Heim und Rainer Baumann seit 2004 auf Thorsten Koch über. Der kann zurzeit ständig auf ca. 80 bis 100 Jugendliche zurück greifen. Kritischer Punkt in der Kontinuität junger Spieler ist immer wieder die Phase nach Durchlaufen der C-Jugend: Talente wechseln dann oft – teilweise auf Elternwunsch und/oder gegen Bezahlung – zu höherklassig spielenden Vereinen, ändern ihre bislang bevorzugten Hobbys bzw. hören unter dem Einfluss von Pubertät und anderer Eindrücke ganz mit Sport auf. So gibt es, auch verstärkt durch die nun folgenden  geburtenschwachen Jahrgänge, seit 2005 leider durchweg Schwierigkeiten bei der Besetzung eigener A- und B-Jugenden. Nur in Spielgemeinschaften mit Zell und Mümling-Grumbach kann hier oft ein geordneter Betrieb aufrecht erhalten werden. Immerhin spielte die A-Jugend 2006-2008 in der Bezirksklasse und wurde 2008 Kreispokalsieger. Einen sehr schönen Erfolg erzielte die E1 als Kreismeister 2012.

Nicht vergessen werden darf unsere sehr aktive und erfolgreiche Alt-Herren-Mannschaft, welche Bernd Gottschalk 2007 von Udo Müller übernommen hat. Sie zehrt u.a. immer noch von den Könnern des ehem. Bezirksoberligateams. Etwa 18 Spieler mit langsam abnehmender Zahl stehen G. zur Verfügung, da von unten derzeit leider kaum Nachwuchs in Sicht ist; sicher auch deshalb, weil viele der eigentlich schon zum AH-Bereich zählenden Kicker noch bei den personell ewig klammen Senioren aushelfen. Der Methusalem dieser Truppe ist Erich Gerbig mit nun immerhin 58 Jahren, B. Gottschalk selbst folgt mit 56 Lenzen  nicht weit dahinter.

Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit seien im Folgenden weitere Jugend- und Seniorenbetreuer der letzten Jahrzehnte genannt: Hans Berle, Teksin Tolga, Karl Rebscher, Philipp Meister, Jürgen Knust, Andreas, Klaus und Willi Rug, Günter Härtl, Heinrich Kunkelmann, Werner, Markus und Uwe Münch, Leopold Heger, Heinz Kroh, Wilhelm Reubold, Karl, Werner und Carsten Koch, Axel Hofferbert, Wilfried Lehr, Alexander Siegmund, Jose Maceda, Ottmar Germann, Uwe Junckes, Sep Urban, Jürgen Volk, Manfred Quaiser, Bernd Fornoff, Jörg Holzer, Jürgen Heilmann, Wladimir Jakovenko, Raimund Ebert, Walter Hoffmann, Heinrich Berres, Irfan Cevcik, Remzi Cucu, Udo Müller, Klaus Rebscher, Walter Vetter,  Klaus Bohländer, Friedhelm Brohm, Hubert Jung,  Adam Mengler, Walter Arndt, Gerhard und Markus Hix, Steffen Urich, Edmondo Ragucci, Horst Münch, Matthias Friedrich, Rainer Baumann, Martin Koch, Gerald Sennert, Erwin Rosnau, Roland Gerbig, Wolfgang Meder, Thorsten Koch, Jörg Holzer, Klaus Weichel, Jan Ballmert, Rainer Baumann, Manfred Benisch, Lothar „Bud“ Uhrig.  Wir hoffen, dabei nicht gar zu viele verdiente Helfer vergessen zu haben.

Unserem altgedienten Fußballer  Heinrich Kunkelmann sei ein eigener Absatz gewidmet: Mit seinem legendären „Sportshop“ hat er immer alles gefördert, was  unter den Begriff Leibesertüchtigung fiel. Keiner ging ohne großzügige Rabatte bei ihm raus, und die ganzen Restbestände seines riesigen Lagers durften wir nach Geschäftsschließung auf eigene Rechnung verkaufen. Auch erlaubt er uns bis heute, sein Schaufenster als Informationsfläche, Ahnengalerie und Werbemöglichkeit zu nutzen.

 

Vielen Dank an Ulrich Herrmann, der für die 100 Jahres-Feier (2013) einen umfangreichen Bericht erstellt hat. Diese Chronik ist ein Auszug davon.

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